Relativ spontan durfte ich letztes Wochenende in der Reitschule Neuental in liebevoller Atmosphäre mit Mio am Kurs von Dörte Bialluch, lizensierte Bent Branderup Trainerin, teilnehmen. Nach einer guten Anreise, das beständige Training mit Anhänger hat sich bemerkbar gemacht, durfte Mio in einem großzügigen Paddock entspannen, während Dörte es in 30 Minuten schaffte einen roten Faden in meine Gedanken zur Reitkunst zu spinnen. Dabei war es sowohl für Anfänger und Jugendliche verständlich als auch für die teilnehmenden Pferdewirte und der Fortgeschrittenen und Ausbilder der Reitkunst bereichernd.
Am Samstagmorgen führte Dörte uns durch die Themen Biomechanik und Hilfengebung. Wesentliche Bestandteile der Einführung waren, dass die Reitkunst und die Biomechanik logisch sind und das Ziel verfolgen, dass sich das Pferd so locker wie ein junges Fohlen bewegen kann und darf.
Danach ging es an den Sitz, wobei mit einfachen Bildern der Unterschied zwischen physischen und statischen Sitz erläutert wurde. Wichtig ist, dass wir als Reiter das Pferd wahrnehmen uns aber nicht unbedingt verformen lassen sollen. „Der Reiter formt das Pferd“. Sehr logisch wurde das Problem vom „nicht vorwärts gehenden Pferd“ angegangen. Die meisten Reiter haben in ihrem Bewegungsablauf nur links rechts Schwung, nicht aber das „Runter -Vorschwingen“ oder das „Platzmachen im Außenbein“ für die Rotation des Brustkorbes verankert. Das führt zu einem Kurztreten der Hinterbeine – das Pferd geht nicht vorwärts – und einer gegenläufigen Rotation des Brustkorbes und somit zum typischen Abknicken des Reiters in der Hüfte.
Am Nachmittag widmete sich der theoretische Teil dem Konzept den Dörte in Ihrer Arbeit verfolgt. Dabei kamen wir auf das Thema „Formgebung vor Führung“ zu sprechen. In diesem Zuge wurde noch einmal das Wissen um die einzelnen Zügel-, Schenkel- und Gertenhilfen aufgefrischt. Dass man aber nicht nach Schablone arbeiten kann, verdeutlichte Dörte Bialluch anhand verschiedener Körperformen von Pferd-Mensch-Paaren. Was dem einen hilft, blockiert den anderen. Reitkunst macht nicht „immer“, Reitkunst sucht Wege. Was ist das Richtige für dieses Pferde- Menschen-Paar?
Und somit waren wir auch schon beim Thema Pädagogik welches uns den Sonntag begleitet hat. Eine Beziehung zum Pferd aufzubauen sollte von Liebe, aber auch Respekt vor den Bedürfnissen nach Klarheit geprägt sein. Die Liebe vom Pferd zum Menschen wächst vor allem dadurch, dass wir die Regeln von Pferden beachten. Das gibt dem Pferd Sicherheit. Ein guter Ausbilder ist in seiner Arbeit ruhig, leise, schnell und präzise.
Aus der Praxis nehme ich zwei Hinweise ganz besonders mit: Wenn eine Hilfe geholfen hat, nimm sie wieder weg und gib sie dann wieder, wenn Du sie wieder brauchst. Nur weil Du viel kannst, musst du nicht viel machen. Überlege und prüfe was hilft; weniger ist mehr. So durfte ich feststellen wie wenig Mio eigentlich an Hilfe im Kruppeherein braucht und wie schnell eine winzige Veränderung im Handgelenk und der Statik zum korrekten Formen der Biegung geholfen hat. Neu für uns war das „selbst Longieren“ und der ganz einfache Tipp mit einem „doppelten Treiben“ den Takt für das Treiben des umrahmenden Schenkels aufzunehmen.
Ein absolut gelungener Lehrgang mit relaxtem Mio, der das erste Mal in fremder Umgebung unter dem Sattel gearbeitet hat, und vielen klaren Gedanken für mich.