Als mich im Winter die Anfrage erreichte, ob ich meine Arbeit im Rahmen des Burgturniers vorstellen möchte, habe ich anfangs gezweifelt. Was kann ich groß vorstellen? Meine Arbeit ist das Aufklären, das Bewusstmachen, das Gefühl für den eigenen Körper und den des Pferdes zu entwickeln, die Begeisterung meiner Schüler für Ihre Zeit mit dem Pferd zu wecken, eine Zeit zu schaffen in der das Lernen, das Wahrnehmen ohne Bewertung stattfinden kann. Meine Arbeit ist für den Augenblick, oft nur für den Schüler und dessen Pferd zu erspüren. Wie soll ich das „zeigen“?
Ich habe mich dazu entschlossen zu unterrichten. Das ist schließlich das, was ich täglich mehrere Stunden mache. Es wurde eine Mischung aus meinen „Hippologischen- Nachmittagen“ und Unterricht wie er auch im „normalen“ Alltag stattfindet. Nichts „geschönt“, „geprobt“ oder „einstudiert“. Das Thema, welches sich mir immer wieder aufdrängte, war ein „Warum?-Thema“.
Warum den Menschen schulen? Warum müssen Menschen sich bilden, sich informieren, wenn Sie mit Pferden Zeit verbringen möchten? Wie funktioniert der Pferdekörper und was muss das Pferd – und der Mensch – können um uns gesund begleiten zu können? Was müssen wir beachten, um unserem Pferd eine „angenehme Last“ zu sein? Was für Möglichkeiten gibt es für Mensch und Pferd, um entspannt zu lernen?
Ich habe mich auf das Experiment eingelassen und war berührt und überrascht über das Feedback!
Es hat mir gezeigt, dass es viele Menschen gibt, die sich selbst bei einem sonst sehr eindrucksstarken Umfeld die Zeit nehmen, um zuzuhören, auch wenn wir nichts „spektakuläres“ gezeigt haben.
Gefreut hat mich der nette Austausch unter den Akteuren des Aktionszirkels. Es war schön zu sehen, dass es nicht nur „den einen richtigen Weg“, sondern, viele Möglichkeiten gibt, schöne Zeit für und mit seinem Pferd zu verbringen. Besonders die Fröhlichkeit, Offenheit und gute Laune die das Team um Jessica Scherer nicht nur während der Aufführung, sondern auch im Stallzelt verbreitet hat, hat mir von der ersten Sekunde meine Bedenken genommen und mir geholfen einfach loszulegen.
Eher nachdenklich hat mich das Geschehen auf dem Abreiteplatz und dem Weg vom Stallzelt zum Aktionszirkel gestimmt.
21 Jahre ist es her. Da bin ich auf „der anderen Seite“ des Aktionszirkels geritten mit den Gedanken „weiterkommen“ und „im Kader reiten“. Was hätte ich über das Geschehen im Aktionszirkel gedacht? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht genau. „Die in Ihrer Welt, was hat das mit dem zu tun, was ich mache?“ Ich glaube, was immer noch fehlt ist der urteilsfreie Austausch zwischen den Pferdemenschen. Schwarze Schafe findet man immer und überall. Aber wenn man seinem gegenüber vermittelt: „Das was ihr macht ist nur schlecht!“, wird sich nichts ändern. Dann werden die Mauern nur noch stärker gezogen. „Urteile über niemanden, in dessen Schuhen du nicht gelaufen bist!“ Mir fehlten vor 21 Jahren Informationen und der Mut mich gegen mein soziales Umfeld zu verändern. Mein Leben bestand aus nichts anderem als in der Woche trainieren und am Wochenende auf Turnieren zu sein. Erst zwei schwere Unfälle mit Pferden ließen mich innehalten und nach Wegen suchen, wie es sicherer und fairer für Menschen und Pferde sein kann. Dieses Abwenden vom Turniersport, das Suchen nach anderen Wegen hat mich mein komplettes soziales Umfeld gekostet. Es war nicht leicht, ein „AndersReiter“ zu sein. Und dieser Weg war nie gerade und eben, sondern beinhaltete Sackgassen und Stolpersteine. Manchmal beneide ich meine Kinder, mit welch großer Vielzahl an Informationsmöglichkeiten sie aufwachsen. Aber was davon wird genutzt? Man sucht nach dem, was einen eh schon interessiert. Was man nicht kennt, danach sucht man nicht. Einer der häufigsten Sätze am Wochenende war: „Das hat mir noch keiner gesagt! Wenn ich das gewusst hätte…“
Das Wochenende hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, Gelegenheiten wie diese auch wahrzunehmen. Einfach über logische Zusammenhänge berichten. Was der Einzelne mit dieser Information macht, liegt nicht in unseren Händen. Aber wenn wir uns in „unserer Welt“ verstecken, werden wir definitiv nichts zu einer Entwicklung, die einen positiven Austausch vorsieht, beisteuern.
Mein Resümee zum Thema öffentlich Arbeiten: Immer wieder gerne!